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Jan Kochanowski, Threnodien, Threnodie XIX

Jan Kochanowski

Threnodie XIX

tłum. Spiridion Wukadinović

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Spis treści

      Jan KochanowskiThrenodienThrenodie XIX. Der Traum tłum. Spiridion Wukadinović

      1
      Mein Leid ließ lang zur Nacht mich nicht die Augen schließen
      Und den erschlafften Leib der Ruhe nicht genießen.
      Kaum eine Stunde vor dem Morgengraun umfingen
      Mich des saumsel’gen Schlafes schwärzlich-düstre Schwingen.
      5
      Derweil erschien leibhaftig mir die Mutter da
      Und hielt im Arme meine holde Ursula,
      Wie sie so ums Gebet zu mir zu kommen pflegte,
      Sobald aus ihrem Bett sie in der Früh sich regte.
      Ein weißes Hemdlein hatte sie, gekraust das Haar,
      10
      Die Backen rot, und schelmisch lacht das Augenpaar.
      Ich seh was weiter wird, da sprach die Mutter dann:
      „Schläfst, Jan, du, oder tuts dein täglich Leid dir an?”
      Da seufzte schwer ich auf, und mich bedeucht’ es eigen,
      Als sei ich aufgewacht. Und sie, nach kurzem Schweigen,
      15
      Nahm wiederum das Wort: „Dein ungestilltes Weinen,
      Mein Sohn, ließ mich in euern Gegenden erscheinen
      Aus weit entlegnem Land, und deine bittern Zähren
      Gelangten selbst bis zu der Toten dunkeln Sphären.
      Ich brachte dir im Arm das holde Mädchen dein,
      20
      Dass du sie noch magst schaun und deine Herzenspein
      Im Zaume hältst, die so an deinen Kräften zehret
      Und die Gesundheit dir, die schwache, so verheeret,
      Wie an dem dürren Docht in stundenlangem Mühn
      Das Feuer zehrt, dass er zu Zunder muss versprühn.
      25
      Haltet ihr denn uns Tote für Verlorne schon,
      Und denen ewiglich der Sonne Licht entflohn?
      Nein, umso voller leben wir das Leben droben,
      Als übern plumpen Leib der edle Geist erhoben.
      Staub kehrt in Staub zurück, und sollte denn verschwinden
      30
      Der Geist, das Himmelskind, und nicht die Heimstatt finden?
      Drob härme du dich nicht und lass die Zweifel sein
      Und glaube fest, es lebt dein liebstes Ursulein.
      Und hier nun kam sie dir in der Gestalt entgegen,
      Dass sie die Augen Sterblicher erkennen mögen;
      35
      Doch unter Engeln und der ew’gen Geisterwelt
      Glänzt sie als holder Stern, und für die Eltern hält
      Sie ihr Gebet, so wie sie es bei euch verstand,
      Ob sie da gleich noch nicht die rechten Worte fand.
      So dir daraus auch Leid erwächst, dass ihren Jahren
      40
      Abbruch geschehen ist, noch eh sie konnt erfahren
      Die Freuden dieser Welt: o jämmerlich und schal
      Sind eure Freuden und von solcher Art zumal,
      Dass sie mehr sehrend Leid und Trübsal mit sich führen!
      Das kannst du selbst an dir am ehesten verspüren:
      45
      Hast du dich je an deinem Kind so sehr gefreut,
      Dass dein vergnügter Sinn und jene frohe Zeit
      Wettmachen könnten heut dein sorgenschweres Los?
      Du sagst es nicht, ich sehs. So halte davon bloß,
      Wie du’s erfahren, und verzehr dich nicht, dass dein
      50
      Dir liebstes Kind so früh des Todes musste sein.
      Nicht vom Genuss schied sie, sie schied von Mühsamkeit,
      Von Arbeit und von Harm, von Tränen und von Leid.
      Davon die Welt so viel besitzt, dass, wär auch eben
      Dem Menschen etwas lieb in diesem Erdenleben,
      55
      So großer Zusatz den Geschmack ihm nehmen muss,
      Aus Furcht schon, dass gewiss Verrat folgt auf dem Fuß.
      Warum weinst du, bei Gott? Was kam ihr denn abhanden?
      Dass für die Mitgift sie sich keinen Herrn erstanden?
      Dass Drohungen sie nicht gehört und Fremder Schmähen?
      60
      Dass sie nicht mitgemacht schmerzhafte Kindeswehen?
      Noch sagen kann, was ihre Mutter schmerzbewegt
      Erfuhr: was größre Qualen zu bereiten pflegt,
      Sie zu gebären oder zu begraben? Ist
      Doch das der Schmack, womit ihr euch die Welt versüßt.
      65
      Im Himmel reine Freuden und für ew’ge Zeit,
      Von jedem Makel frei und aller Fährlichkeit.
      Hier herrschen Sorgen nicht, Arbeit ist unbekannt,
      Unglück und Missgeschick hier keine Stätte fand.
      Hier sieht man Krankheit nicht, hier gibt es Alter nicht,
      70
      Hier hält der tränensatte Tod nicht sein Gericht.
      Wir leben zeitlos, stets von heiterm Sinn erfüllt,
      Die Gründe aller Dinge sind vor uns enthüllt.
      Die Sonne scheint uns stets, der Tag will nie sich neigen
      Und führt die finstre Nacht nicht hinter sich im Reigen.
      75
      Den Schöpfer sehen wir in seiner Majestät,
      Was ihr, in euern Leib gebannt, umsonst erspäht.
      Dorthin lenk deinen Sinn beizeit und wahre dich,
      Mein Sohn, für diese Freuden, reich und stetiglich.
      Du weißt nun, was die Welt dem, der sie liebt, bescheret,
      80
      Drum sei dein Sorgen besser Wicht’germ zugekehret.
      Dein Kind hat (glaube mir) ein gutes Los genommen
      Und hat in ihrem Fall sich eben so benommen
      Wie einer, der aufs Meer zum erstenmal sich schickt,
      Und da er dorten große Fährlichkeit erblickt,
      85
      Die Rückkehr vorzieht; andre, die auf ihren Schiffen
      Die Segel hissten, scheiterten an Felsenriffen;
      Der brach, vom Frost besiegt, vor Hunger der zusammen,
      Nur wen’ge, die auf einem Brett zur Küste schwammen.
      Dem Tod entging sie nicht, und wär ihr auch hienieden.
      90
      Mehr noch als der Sibylle Lebenszeit beschieden.
      Was später sollte sein, das zog sie vor zu meiden,
      So weniger erfuhr sie dieser Erde Leiden.
      Die liebsten Eltern müssen andre überdauern
      Und dann ihr Waisentum in schwerer Not vertrauern;
      95
      Die stößt man aus dem Haus, mit einem Mann zu leben,
      Und ihre Habe bleibt weiß Gott wem preisgegeben.
      Die raubt man mit Gewalt, und selbst die eignen Leute,
      Doch wird ein grosser Teil wohl auch der Horden Beute,
      Wo in der Sklavenfron der Heiden ihre Tränen
      100
      Sie trinken und den Alleskürzer Tod ersehnen.
      Davor braucht deinem holden Kind nicht mehr zu bangen,
      Da sie so jung schon in den Himmel eingegangen,
      Und ohne erst die Not der Erde zu erfahren,
      Könnt ihre teure Seele sie vor Sünde wahren.
      105
      Gut also gings ihr, Sohn, auf ihres Lebens Wegen,
      (Dran zweifle nicht), drum brauchst kein Leid du drob zu hegen.
      Was du verloren hast und was dir fehlgeschlagen, —
      Vergiss nicht, dass Vernunft und männliches Betragen
      Von größerm Werte sind; drin zeig dich doch als Herrn,
      110
      Und fühlst du allen Trost von dir auch noch so fern.
      Der Mensch ward nun einmal in solchem Recht geboren,
      Dass allem Ungefähr zum Ziel er ist erkoren.
      Schwer ist es, dem entgehn: was du auch immer tust,
      So du aus freiem Willen nicht magst gehn, — du musst.
      115
      Was alle gleich bedrückt, weshalb denn dir allein,
      Ich weiß es nicht, mein Sohn, soll es am schwersten sein?
      Sterblich so wie auch du war ja dein Kind allhie,
      Wie lang ihr Ziel bestimmt, so lange lebte sie,
      Kurz zwar, allein darüber herrscht der Mensch nicht frei,
      120
      Und auch nicht leicht zu sagen ist, was besser sei.
      Verborgen ist des Herren Ratschluss; wie er falle,
      Am allerbesten ist, dass er auch uns gefalle.
      Tränen sind wertlos; wenn dem Leib die Seel entfährt,
      Vergeblich ists zu harren, dass sie wiederkehrt.
      125
      Jedoch der Mensch begibt sich nicht des Rechts auf Glück,
      So dass die Schäden nur gewöhnlich merkt sein Blick
      Und er nicht sehen will und dessen nicht gedenkt,
      Was sich zuzeiten auch nach seinem Wunsche lenkt.
      So waltet dir Fortuna, mein geliebter Sohn,
      130
      Dass wir nicht so sehr klagen, wenn uns was entflohn,
      Als danken sollen, dass trotzdem verblieb ein Rest,
      Denn all das hielten ja des Unglücks Hände fest.
      Und so auch du, der allgemeinen Satzung treu,
      Verwehr den Weg zum Herzen deiner Grübelei
      135
      Und halt im Auge, was des Unglücks Hand entglitten,
      Nenn das Gewinn, worin du Schaden nicht erlitten.
      Und nun, wozu die Kosten nur, die du getragen,
      Wozu die Arbeit nur in deinen Lebenstagen,
      Die du fast alle über Büchern zugebracht,
      140
      Nur wenig auf die Lustbarkeit der Welt bedacht?
      Jetzt solltest du die Früchte, die du zogst, genießen
      Und retten die Natur, die sich als schwach erwiesen.
      Du brachtest vordem andern Trost in solchen Schmerzen:
      Geht fremder Schaden mehr als eigner dir zu Herzen?
      145
      Jetzt, Meister, heil dich selbst! Die Zeit ist Arzt für jeden,
      Doch wer verschmäht die Bahn für alle zu betreten,
      Mag füglich auf so späte Arzenei verzichten,
      Durch die Vernunft soll er, was sonst die Zeit heilt, schlichten.
      Und welches Mittel hat die Zeit? Die frühern Plagen
      150
      Verdrängt durch frische sie, die leichter teils zu tragen,
      Teils auch der gleichen Art; doch der vernünft’ge Mann
      Sieht sie voraus und klammert, dies bedenkend, an
      Vergangenes sich nicht, des Künftigen gewärtig,
      Und macht das Herz für Glück wie auch für Unglück fertig.
      155
      Dran halte dich, und menschlich Missgeschick, mein Sohn,
      Trag menschlich: Einer ist Herr über Leid und Lohn”.
      Da schwand sie, ich erwacht, — obgleich nicht voll in Klarheit,
      Ob ichs im Traum vernommen, oder ob es Wahrheit.
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